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Das Leben ist ein Wiki

11.07.2007
von Arne Klempert
3 Kommentare

Keine Werbung

Heute erhielt ich seit längerer Zeit mal wieder einen Anruf von einer Werbeagentur:

Einige unserer Kunden fragen uns immer wieder, ob man nicht irgendwo auf Wikipedia Werbung schalten könnte. Um wirklich sicher zu sein, wollte ich mal kurz bei Ihnen nachfragen.

Auf mein „Nein. Es gab auf der Wikipedia keine Werbung und es wird sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft nicht geben“ (natürlich noch mit ein paar freundlichen Worten verpackt), folgte eine mir aus der Werber-Ecke bislang gänzlich unbekannte Reaktion: „Finde ich Klasse!“ – Ich auch.

04.07.2007
von Arne Klempert
1 Kommentar

Godwins Gesetz

Godwins Gesetz

As an online discussion grows longer, the probability of a comparison involving Nazis or Hitler approaches one.

gilt ab sofort in ganz besonderem Maße für Diskussionen in der Wikipedia. Denn kein Geringerer als dessen Namensgeber Mike Godwin ist seit Dienstag der Justiziar der Wikimedia Foundation.

Außerdem hat sich die Wikimedia Foundation mit Sue Gardner sowas wie eine Geschäftsführerin ins Haus geholt. Zuvor hat sie die Website des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Kanada verantwortet.

27.06.2007
von Arne Klempert
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Atze muss zahlen

Die Geschichte um Atze Schröder, seinen wirklichen Namen und das merkwürdige Verhalten seiner Anwälte ist ausgestanden. Gestern habe ich den Beschluss der Pressekammer des LG Hamburg erhalten, indem es heißt:

Der Kläger hat die Kosten des Rechtsstreites zu tragen.

Soweit nicht überraschend, zumindest hatte ich fest mit diesem Ergebnis gerechnet. Dennoch ist der unter dem Vorsitz von Herrn Buske gefällte Beschluss äußerst bemerkenswert. Denn die Pressekammer lässt sich zu meiner freudigen Überraschung auch ausführlich zum eigentlichen Sachverhalt aus:

Der Kläger hat aber nicht dargelegt, dass dieses [sein] Interesse das berechtigte Interesse der Öffentlichkeit überwiegt, zu wissen welche Person sich hinter der vom Kläger verkörperten Figur verbirgt. Im Rahmen der hierbei vorzunehmenden Abwägung ist zu beachten, dass sich der Kläger aus eigenem Antrieb mit seinen Darbietungen in der Rolle der Figur „Atze Schröder“ an eine breite Öffentlichkeit wendet. Hierbei stellt er eine Figur dar, die als Prototyp einer bestimmten sozialen Schicht in erheblichem Maße satirisch überspitzt ist, wodurch der Kläger zu verschiedenen gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Themen in humorvoller Weise Stellung nimmt. Damit indes hat er selbst ein erhebliches Interesse an seiner realen Person geweckt. Umstände, aus denen heraus sein Interesse an der Wahrung seiner Anonymität für den Bereich seines Privatlebens dieses berechtigte Interesse der Öffentlichkeit in einem solchen Maße überwiegen könnte, dass nicht einmal sein bürgerlicher Name öffentlich gemacht werden dürfte, hat der Kläger nicht vorgebracht. [Hervorhebung von mir]

Das entschädigt doch irgendwie für den ganzen Ärger. Und ab sofort möchte ich keine pauschale Kritik mehr an der Pressekammer des LG Hamburg lesen, ist das klar?

Achso, und bevor Ihr jetzt wieder alle mit dem realen Namen um Euch werft: Bedenkt bitte, dass mit diesem Beschluss noch keine Rechtssicherheit in Bezug auf die Zulässigkeit der Namensnennung besteht. Denn es gibt da ja auch noch ein Verfahren in Berlin gegen einen Zeitungsverlag. Überlegt Euch also bitte gründlich, ob und in welchem Kontext Ihr den Namen nennen wollt.

Ein dickes Dankeschön nochmal an meine Lieblingsanwälte: Klasse Arbeit!

26.06.2007
von Arne Klempert
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Bundesministerium fördert Ausbau der Wikipedia

So, jetzt ist es raus. Nach einem halben Jahr Vorbereitung konnte Wikimedia Deutschland heute endlich vermelden, dass das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz den Ausbau der deutschsprachigen Wikipedia fördert. In einem auf drei Jahre angelegten Projekt soll der Themenbereich „Nachwachsende Rohstoffe“ in Zusammenarbeit zwischen (noch) externen Experten und der Community erheblich erweitert und verbessert werden. Wird spannend, zumal es das erste Projekt dieser Art ist.

Reaktionen:

15.06.2007
von Arne Klempert
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Der letzte macht das Licht aus

„Das Mitmach-Web ist eine feine Sache, aber es hat auch seine Schattenseiten“, schreibt Spiegel Online heute in eigener Sache. Richtig: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Von dieser Binsenweisheit offenbar völlig überrascht, knipst SpOn heute hektisch das Licht bei der erst gestern gestarteten Kooperation mit last.fm wieder aus. Der „Jugendschutz-Filter“ des Musikdienstes sei „noch nicht dicht genug“.

Das führende user generated Fotoalbum ist offenbar schon etwas weiter mit seinem Filtr (sic!, scnr). Um ja kein Risiko einzugehen, werden alle Bildchen, die von Usern und Mitarbeitern nicht als hundertprozentig schattenfrei eingestuft wurden, ausgeblendet (zumindest für Benutzer aus Singapur, Hongkong, Korea oder Deutschland).

Weiter so! Und den Hauptschalter nicht vergessen, damit garantiert nichts mehr Schatten werfen kann.

12.06.2007
von Arne Klempert
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Die Web-2.0-Blase und was Investoren von der Wikipedia lernen können

Nach Ansicht der Business Angels FrankfurtRheinMain (BA-FRM) läuft die „Very New Economy“ Gefahr, zu überhitzen und letztlich zu verglühen. Mit ein paar Empfehlungen an Investoren wollen sie die schlimmsten Fehler vermeiden helfen. Sicher kein Fehler.

Dass aber ausgerechnet die Wikipedia als Referenz für die Langlebigkeit der „Web-2.0-Branche“ herhalten muss, verwundert dann doch etwas. Pressetext zitiert Frank Müller, geschäftsführendes Mitglied des Vorstands der BA-FRM:

„Die Gefahr einer Ãœberhitzung der Web-2.0-Branche besteht durchaus, wenngleich dieser ,Markt‘ viele Facetten hat und sich contentgebundene Community-Projekte wie Wikipedia langfristig gut entwickeln werden“

Die Wikipedia hat sich und wird sich vor allem deshalb langfristig gut entwickeln, weil sie sich bewusst den üblichen Mechanismen dieses „Marktes“ entzieht und von einer gemeinnützigen Organisation betrieben wird. Auch wenn „der Investor stets den Grundcharakter der Seiten- oder Portalsphilosophie in behutsamer Abstimmung auf die Nutzerinteressen“ beibehält, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass damit ein Community-Projekt entstehen kann, das auch nur ansatzweise mit der Wikipedia vergleichbar wäre. Wikipedia ist eben weit mehr als eine hippe Plattform mit user generated content. Es ist eine user driven website, die von einer user driven organization betrieben wird. Investoren können von der Wikipedia wohl vor allem eines lernen: Es gibt Dinge, die man mit Geld nicht kaufen kann…

P.S.: Geld nehmen wir natürlich trotzdem gerne (wenn damit unsere Unabhängigkeit nicht gefährdet wird): http://wikimedia.de/spenden/

24.05.2007
von Arne Klempert
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Mal wieder was juristisches…

Nur damit keine Missverständnisse entstehen: Das hier ist eigentlich kein juristisches Blog, sondern eines, das sich mit freiem Wissen und Wikis auseinandersetzen will. Ich hoffe, dass ich dazu in Kürze mal wieder Gelegenheit erhalte. Bis dahin dürft Ihr Euch an einer weiteren juristischen Auseinandersetzung erfreuen.

Denn der Verein Wikimedia Deutschland hat mal wieder einen Prozess gewonnen. Diesmal störte sich die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) – bzw. die irgendwie hinter ihr stehende berolino.pr, mittlerweile zur Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft GmbH umfirmiert – an einem Beitrag auf der Diskussionsseite (oder vielmehr im Archiv derselben bzw. in einer alten Version dieses Archivs).

Weitere Infos gibt es bei:

Der Streitwert lag diesmal übrigens etwas höher als bei Atze: Stolze 100.000 Euro erschien der INSM der Diskussionsbeitrag wert zu sein (ursprünglich sogar 200.000, denn hatten sie auch noch mit anderen Aussagen ein Problem). Naja, so bekommen meine Lieblingsanwälte wenigstens mal ordentlich Geld für ihre hervorragende Arbeit :)